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Woche #13

Überraschung: Architektur!

Wenn man eine Onlinekarte für Architektur aus dem Boden stampft, dann ist man sowieso von Architektur begeistert. Doch nicht jedes Bauwerk begeistert gleichermaßen. In den vergangenen 12 Wochen hat uns jedes Bauwerk, das wir hier vorgestellt haben, sehr begeistert. Dabei gab es auch für uns einiges Neues zu entdecken. Bei der Recherche, die wir für viele der Themen durchgeführt haben, und durch Beiträge, die in Kooperation entstanden sind. 
 
Bei den Gebäuden in der folgenden Auswahl leuchten unsere Augen vor Begeisterung, unser Herz schlägt schneller und wir sind ganz aufgeregt. Wir haben uns also ein wenig verliebt. 

Dabei sind die sieben Bauwerke durch ein hartes Auswahlkriterium gegangen. Unsere Longlist hat noch einiges zu bieten und wird ganz sicher bei anderer Gelegenheit gezeigt. Da der Hamburger Architektur Sommer 2023 am 31. Juli endet, machen auch wir erstmal eine Pause. 

In Zukunft möchten wir weiterhin über interessante Architektur berichten und suchen dafür noch Unterstützung und Sponsoring-Partner. Anfragen dazu nehmen wir über unser Kontaktformular oder direkt per E-Mail info (at) mapofarchitecture.com entgegen. 

Jetzt aber erstmal viel Spaß beim Lesen unseres letzten Beitrags im Rahmen des Hamburger Architektur Sommers 2023. Mit Architektur, in die wir uns verliebt haben.

Goldfisch

Hier kommt man nicht mal eben so vorbei, aber man sollte. Denn der Harburger Binnenhafen ist mitten im Wandel. Zum einen entstanden schon mehrere interessante Wohnbauten, zum anderen werden alte Produktionsgebäude für andere gewerbliche Nutzungen, zum Beispiel in Büros, umgebaut. 
 
Der Goldfisch steht mitten zwischen denkmalgeschützten Gebäuden, was einen wunderbaren Kontrast ergibt. Statt sich historisierend an den Bestand anzulehnen, steht das Bürogebäude mit seiner goldenen Schindelhaut selbstbewusst zwischen den 150 Jahre alten Bauwerken. 
 
Das 2015 fertiggestellte Gebäude glänzt noch mit weiteren Merkmalen. Durch die Planung von nur 10 Stützen pro Etage können die Grundrisse flexibel gestaltet werden. Dies ist ein Garant für eine möglichst lange Nutzung, weil die verschiedenen Ansprüche künftiger Mieter umgesetzt werden können. Auf dem Dach sind, auf einer Fläche von 250 Quadratmeter, Photovoltaikpanelle installiert. Mit seiner schuppigen Fassade zählt dieser Gewerbebau zu einem echten Glanzpunkt unter den Hamburger Bürobauten. 
 
Das Goldfisch, geplant Trapez Architektur, glitzert einem in einer kleinen Seitenstraße im Harburger Binnenhafen entgegen. Die Gegend ist schon seit einigen Jahren im Wandel. Zuerst wurde, zwei Straßen weiter, das alte Silo in Büroflächen umgewandelt. Einige Jahre später entstanden, initiiert durch die Internationale Bauausstellung (IBA), mehrere Wohnbauten - auf Basis eines Entwurfs von Bjarne Ingels (BIG). 
 
Architektur: Trapez Architektur  www.trapez-architektur.de
Mehr Bilder und weitere Infos auf www.mapofarchitecture.com  

Weißes Haus

Likörherstellung, Stoffe weben und klar, Schiffe reparieren und bauen. Dies war in den Gebäuden in der unmittelbaren Umgebung vor wenigen Jahrzehnten noch Alltag. Der Harburger Binnenhafen, unweit des Harburger Schlosses, war viele Jahrzehnte lang ein reines Industriegebiet. In den letzten Jahrzehnten hat das Viertel eine gewaltige Verwandlung durchgemacht. 
 
Inzwischen sind hier wesentlich mehr Wohngebäude angesiedelt. Den Anfang machte eine kleine Siedlung, die im Rahmen der Internationale Bauausstellung (IBA) umgesetzt wurden. Viele der Neubauten zeichnet die Verwendung von Metall als Fassadenmaterial aus. So auch beim Weißen Haus, dessen komplette Außenhaut mit einer Wandraute umhüllt wurde. Dadurch wirkt es abgeschlossen und monolithisch, einheitlich und ein wenig wie ein eckiger Fisch der an Land liegt. 
 
Ob der Bürobau Goldfisch, nur wenige Meter entfernt, Auslöser für die Wahl dieses ähnlichen Fassadenmaterials gewesen ist, wir können es nur vermuten. Die Kombination des Materials und der Gebäudeform macht das Haus auf jeden Fall zu einem Hingucker. Denn genaugenommen wohnt man hier vom ersten bis zum vierten Obergeschoss unterm Dach. 
 
Etwas verwirrend ist, das Weiße Haus ist gar nicht weiß. In der Planungsphase hat man sich für ein hellgraues Material entschieden, der Name für das Projekt blieb jedoch erhalten. 
 
Architektur: Frenzel und Frenzel
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Haus D11

Das Grindelviertel rund um die Rutschbahn ist eine, im besten Sinne, beschauliche Wohngegend für ein überwiegend besser situiertes Bürgertum. Gleich nebenan liegt der Hauptbereich der Hamburger Universität mit vielen Bauten aus den 1960/70er Jahren. Genau dazwischen, Am Grindelhof, treffen Studierende und Bewohnerinnen und Bewohner des Grindelviertels aufeinander. Daraus entsteht eine unvergleichliche Mischung, die dieses Viertel ausmacht. Die vielen Restaurants und Cafés, die in den letzten Jahren immer zahlreicher wurden, sind Teil dessen. 
 
Eine der Straßen des Viertels ist die Dillstraße. Geht man vom Grindelhof aus in die Straße macht sie nach wenigen Metern einen 90 Grad Knick. Genau hier, in diesem Knick, steht man seit 2021 völlig überraschend vor einem ungewöhnlichen Haus. Das Gebäude nimmt rudimentär die Gestaltung der Gebäude in der Umgebung auf und macht vor allem das Meiste völlig anders. 
 
Das Haus D11 setzt einen klaren Kontrapunkt und zeigt damit auf, wie moderne Architektur aussehen kann. Die Gestaltung greift damit Strömungen auf, wie es sie in den Ländern um Deutschland herum inzwischen häufiger anzutreffen sind. Stockholm und Rotterdam sind hier als Beispiele zu nennen. 
 
Es gibt jedoch auch einen gewissen lokalen Bezug, der gut erkennbar ist. Die Teilhaberin bei grasp architecture, dem für die Planung verantwortlichen Büros, hat einige Jahre die Wettbewerbsabteilung von BRT (Bothe, Richter, Teherani) geleitet. BRT hat schon in den frühen Nullerjahren die internationalen Architekturströmungen nach Hamburg gebrachte. Ein Beispiel dazu folgt weiter unten. 
 
Das Haus in der Dillstraße wurde 2021 vom Architektur- und Ingenieurverband Hamburg mit dem Preis „Haus des Jahres“ geehrt. 
 
Architektur: grasp architecture
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Montblanc Haus

Seit dem Auszug aus der Sternschanze 1989 hat dem Hersteller von Edel-Schreibgerät ein repräsentatives Corporate Building gefehlt. Seitdem liegt der Hauptsitz der Marke Montblanc im nordöstlichen Hamburg, am Rande eines Gewerbegebietes. Bei den weitgehend farblosen und pragmatischen Produktionsgebäuden fiel kaum auf, dass hier eine internationale Luxusmarke ihren Hauptsitz hat. 
 
Das hat sich seit 2022 entscheidend geändert. Mit einer schwarzen Kiste, entworfen von den renommierten spanischen Büro Nieto Sobejano Arquitectos, ist die Marke wieder eindrucksvoll in der Stadt präsent. 
 
Die Bezeichnung „schwarze Kiste“ ist hier keinesfalls despektierlich gemeint. Denn der Entwurf orientiert sich an den schlichten Schatullen der hier hergestellten Schreibgeräte. Um das Gebäude aber nicht nur schlicht zu halten, haben die Planenden ein Relief des Montblanc Gebirgsmassivs in die Fassade geschnitten. Was bei Tageslicht dezente Schatten wirft, wird am Abend durch die Beleuchtung spektakulär inszeniert. 
 
Innen wurde die klassische Idee des Ausstellungsraums als White Cube umgesetzt. Die durchgehend weißen Flächen unterstützen die Hochwertigkeit der hier präsentierten Produkte. Ein Umfeld in dem die Füllfederhalter und weitere Produkte die inzwischen zur Marke gehören, wie Lederwaren, Schmuck und Uhren, am besten zur Geltung kommen. Im Gebäude ist neben einem Showroom auch eine Ausstellung über die Geschichte der Marke untergebracht. 
 
Architektur: Nieto Sobejano Arquitectos
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Ernst-August-Schleuse Wilhelmsburg

Es könnte der Bug eines schnellen Motorboots sein, auch wenn diese hier eher selten entlangfahren. Stattdessen liegen ein paar Schuten und Hausboote nebenan im Spreehafen und bei Niedrigwasser auf dem Trockenen. 
 
Dieses Schleusenwärterhaus dürfte wohl das architektonische Highlight seiner Gattung im ganzen Norden sein. Als der Neubau der Schleuse geplant wurde, war die Internationalen Bauausstellung (IBA) in Hamburg in vollem Gang. Als IBA-Entwicklungsgebiet stand das südliche Hamburg im Fokus. Dort wurden im Zuge der Bauaustellung viele innovative Ansätze beim Bau von Gebäuden umgesetzt. Dabei sind einige architektonische Perlen entstanden, teilweise von international renommierten Architekturbüros. Die Schleuse grenzt an das IBA-Gebiet. Das war wohl Ansporn für die HPA (Hamburg Port Authority) beim Neubau des Gebäudes ebenfalls einen ambitionierten Anspruch an die Architektur zu verfolgen. 
 
Zum Zuge kam jedoch kein international bekanntes Büro, sondern ein Hamburger Architekturbüro, welches vorher noch nicht mit einer spacigen Architektursprache in Erscheinung getreten ist. 
 
Durch die umliegenden Freiflächen kommt das ungewöhnliche Design besonders zur Geltung. Viel mehr als vom Wasser aus wird dieser Bau durch die hier entlangfahrenden Menschen in Autos und mit Fahrrädern wahrgenommen. Insofern ist eine hochwertige Gestaltung auf dieser Ebene wesentlich wirkungsvoller. Ein mutiger Entwurf, der von einem mutigen Auftraggeber mitgetragen wurde und damit eine neue Benchmark für Schleusenwärterhäuschen setzt. 
 
Architektur: Wagenknecht Architekten
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Empfangsgebäude Lufthansa Basis

Es hebt gleich ab, es hebt gleich ab! Könnte man aufgeregt denken, wenn man beim vorbeifahren in die kleine Seitenstraße hineinschaut. Die blaue Startbahn verstärkt die Illusion. 
 
Doch der Aluminium-Vogel hebt, zum Glück, nicht ab. Die weiten Schwingen schützen viel mehr, denn der Bau ist Empfangsgebäude für die Hamburger Basis der Lufthansa. Viele der Gebäude auf dem Gelände sind eher praktische Wartungs-, Lager- oder Produktionshallen. Bei diesem Gebäude gab es anscheinend einen größeren Spielraum für die Gestaltung. Dieser wurde vom Büro Renner Hainke Wirth Zirn dann auch genutzt und von der Lufthansa, als Auftraggeber, mitgetragen. 
 
Die flugzeugähnliche Form soll nicht nur darauf hindeuten wo man sich befinden, sie hat aber auch einen Zweck. Die Schwingen schützen Personal und alle, die hier ein- und ausfahren vor Regen und Sonne. Wichtig, da bei jeder Durchfahrt eine Personenkontrolle stattfindet. 
 
Mit einem zwinkernden Auge wurde der Vorplatz durch das Büro arbos Freiraumplanung gestaltet. Die große Verkehrsinsel ist mit blauen Glasscherben aufgefüllt und mit einer Beleuchtung versehen, die sich auf die Befeuerung von Start- bzw. Landebahnen bezieht. Neben den Parkplätzen für Pkw gibt es hier ebenfalls eine Haltestelle, die von mehreren Buslinien angefahren wird. 
 
Der Vorplatz und das Gebäude mit seiner ungewöhnlichen Form ergeben eine großartige Einheit mit Anklängen zur Postmoderne. 
 
Architektur: Renner Hainke Wirth Zirn  www.rhwzarchitekten.de
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Tobias Grau

Sie sind gelandet! Auf einem Acker im Gewerbegebiet Rellingen-Ost, nicht mal 500 Meter von der Hamburger Stadtgrenze entfernt. 
 
Was wie ein Ufo erscheint, hätte eigentlich auch nur eine schnöde, pragmatische Produktionshalle für einen Lampenhersteller sein können. Das Ergebnis zeigt was dabei herauskommt, wenn ein ambitionierter Leuchtendesigner auf ein ambitioniertes Architekturbüro trifft. Der Anblick lässt einen heute noch verwundert die Augen reiben. 
 
Die Auftraggeber Franziska und Tobias Grau hatten 1988 in Hamburg ein Unternehmen für die Herstellung von Leuchten gegründet. Durch ihren Erfolg und um ihren Designer*innen und Arbeiter*innen in der Produktion eine optimale Arbeitsumgebung zu schaffen, benötigten sie andere Räumlichkeiten. Sie beauftragten das damals angesagtes Hamburger Architekturbüro BRT (Bothe, Richter, Teherani). Das Büro waren schon damals für ihre futuristischen Entwürfe bekannt. 
 
Kaum zu glauben ist, das BRT schon vor 25 Jahren Solarpanelle in die vordere Glasfront des Gebäudes integriert hat. Das Tragwerk ist aus Holz und die großen Glasfassaden an den Seiten des Gebäudes sind durch eine Art Glas-Jalousien vor zu viel Sonneneinstrahlung geschützt. Auf der Rückseite sind beide Gebäudeteile mit einer abgeschrägten Glasfassade versehen. Durch die nördliche Ausrichtung dringt hier kein direktes Licht ein, perfekt geeignet für blendfreie Arbeitsplätze in der Produktion. 
 
Dieses Gebäude muss nicht als Ufo aus der Zukunft kommen, es ist aber so durchdacht, dass es für die Zukunft gemacht ist. Bei Tobias Grau hat die Zukunft im Jahr 2021 eine neue Wendung bekommen. Seitdem leiten die beiden Söhne des Gründerpaares, Timon und Melchior Grau, das Unternehmen unter dem schlichten, neuen Namen Grau. 
 
Architektur: BRT/Hadi Teherani Architects  www.haditeherani.com
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Über uns

Bauwerke prägen unsere Umwelt wie kaum etwas anderes. Doch welche klugen Köpfe stecken hinter den Gebäuden? Mit „Map of Architecture“ bringen wir hier Licht ins Dunkel. In Hamburg sind die Angaben von mehr als 12.000 Häusern verfügbar, in anderen Städten gibt es erste Einträge, z.B. in Kopenhagen.