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Woche #5

Fritz Schumacher

Fritz Schumacher gilt als einer der prägendsten Stadtentwickler Hamburgs. Mit kleinen Unterbrechungen war Schumacher von 1909 bis 1933 in hoher Funktion in Hamburg tätig, zuerst als Leiter des Hochbauwesens, ab 1923 als Oberbaudirektor.

Schumacher ist gebürtiger Bremer. Sein Architekturstudium absolvierte er in München und kam dort zuerst mit Vertretern des Historismus in Kontakt. Nach seinem Studium fand er eine Anstellung im Leipziger Stadtbauamt. In Leipzig fand er neue Freunde, die sich in avantgardistischen Kreisen bewegten. Dies brachte ein neues, reformorientiertes Denken in ihm hervor, Fritz Schumacher war da Anfang 30. Infolgedessen kam es zum Zerwürfnis mit seinem Vorgesetzten im Leipziger Stadtbauamt, der eher dem Historismus zugewandt war. 


Nach einigen Jahren Lehrtätigkeit an der TU Dresden wurde er 1908 zum Leiter des Hochbauwesens in Hamburg berufen. Die Stadt suchte damals einen Stadtplaner mit Weitsicht sowie künstlerischen als auch reformorientierten Ansätzen. Schumacher kann zu dieser Zeit als ein gemäßigter Reformer angesehen werden. Der Grund für die Wahl war, dass Hamburg sich in einer großen Umbauphase befand. Statt der bisher stadtprägenden Gängeviertel sollten einer Großstadt würdige Bauten entstehen. Die Stadt prosperierte durch den Zollanschluss und den daraus resultierenden stark ansteigenden Handel. Dies erforderte viel mehr Kontor- und Handelshäuser als bisher.


Durch das starke Wachstum der Stadt wurden auch viele Wohnungen benötigt. Schumacher verfolgte dabei konsequent das Ziel, moderne Wohnungen mit viel Licht und Luft zu schaffen. Wichtig war ihm dabei auch das Einbetten von Grünflächen. So gilt er als Wegbereiter vieler sich durch die Stadt schlängelnden und verbundenen Grünflächen, sogenannter Grünzüge. Bemerkenswert ist ebenfalls, wie durch Fritz Schumacher schon in frühen Bauphasen Künstler wie Richard Kuöhl in die Gestaltung der Bauwerke eingebunden wurden. Beim Bau des Finanzamtes am Gänsemarkt entstand dadurch sogar eine Zusammenarbeit mit Villeroy & Boch.


In seiner späteren Schaffenszeit, vor 1933, wandte er sich zunehmend dem Neuen Bauen zu. Diese Entwicklung lässt sich vor allem an den Schulbauten ablesen. Diese entwickelte er mit dem reformorientierten damaligen Schulsenator Emil Krause. 

Nur drei Monate nach Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 wurde Schumacher, ohne Begründung, von seinem Posten als Hamburger Oberbaudirektor entbunden und in den Ruhestand versetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er noch an den Leitlinien für den Hamburger Wiederaufbau. Nach Krankheit starb er jedoch im November 1947.

Einführungstext: MoA/Jörg Stiehler 

Volksschule Berne

Die Vorstadt Berne, die vor der Eingemeindung von 1937 in der nicht direkt mit dem Hamburger Stadtgebiet verbundenen Enklave Farmsen lag, zählt zwar noch heute zu den sogenannten Hamburger „Walddörfern“, war aber schon Ende der zwanziger Jahre kein Dorf mehr, sondern hatte eher vorstädtischen Charakter.

In dem kleinen, zwölfklassigen Schulbau ist daher auch mit Absicht nicht der ländliche Charakter betont worden, sondern es entstand ein moderner, die kubischen Formen hervorhebender Bau, der aus einem zweigeschossigen,

nordsüdlich ausgerichteten Hauptgebäude besteht, an das sich die Turnhalle rechtwinklig anschließt. Markant an dem Klinkerbau wirkt, neben dem weit überstehenden Flachdach, der turmartige Treppenhauskubus mit vertikal betonter Frontverglasung und einer großen Schuluhr aus Metallstäben. 

Der Turnhallenbau bildet mit einer dreiflügeligen Fenstertür in der Mitte seiner hohen Fensterfront den Übergang zum anschließenden Sportplatz. Seine begehbare Dachterrasse dient zugleich als Tribüne. Die Schule hat neben den Klassenräumen noch Räume für naturwissenschaftlichen und handwerklichen Unterricht, einen Zeichensaal, eine Lehrküche, eine Bücherei mit Lesesaal, und die Turnhalle ist so eingerichtet, dass sie als Festsaal und Kino genutzt werden kann. Mit der Volksschule ist eine Berufsschule verbunden, die über eigene Räume verfügt.
Foto: Carl Dransfeld

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Davidwache

An der Stelle des jetzigen Baus stand bereits eine kleine Polizeiwache, die aber dem erhöhten Raumbedarf der Polizei in Hamburgs Vergnügungsviertel rund um die Reeperbahn nicht mehr gerecht wurde. Ein anderer Bauplatz konnte nicht gefunden werden, also musste an gleicher Stelle ein im Verhältnis zu den damaligen Nachbarhäusern relativ hohes Gebäude errichtet werden.

Das neue Dienstgebäude sollte nicht nur die Polizeiwache beherbergen, sondern darüber hinaus ein Meldeamt, die sittenpolizeiliche Untersuchungsstation, mehrere 

Dienstwohnungen, Gefangenenzellen und Geräteräume, und die verschiedenen Nutzungen mussten räumlich klar voneinander getrennt werden. Diese Anforderungen machten vier Vollgeschosse erforderlich, die Schumacher durch ein herabgezogenes Steildach optisch auf drei verringerte.

Auffällig an dem von Schumacher selbst als „festungsartig“ bezeichneten Bau (Schumacher: Stufen, S. 302) in bräunlichem Ziegelmauerwerk sind zwei auf Konsolen ruhende Erker an der Front zur Davidstraße, die über zwei Geschosse reichen und mit farbig glasiertem Terrakottaschmuck von Richard Kuöhl reich verziert sind.

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Handwerkskammer

Die reichsweite Einrichtung von Handwerkskammern (1897) und die Schaffung von Arbeitsnachweisen der Arbeitgeber (in Hamburg ab 1865) führten bald zu einem Aufgabenzuwachs der Innungen, der bauliche Konsequenzen nach sich zog. Da zugleich die Aufsichtsbehörde über das Innungswesen ein Domizil suchte, verständigten sich Senat und Handwerkskammer über den Bau eines Staatsgebäudes mit Kontoren und Versammlungsräumen, die von den Handwerksinnungen angemietet werden konnten.

Das von Schumacher entworfene Gewerbehaus erhielt eine vertikal gegliederte, dreigeteilte Fassade aus rotbraunen

Handstrichsteinen, die Elemente des Kontorhauses (Mittelbau mit „Bay-Windows“ über dem Haupteingang), mit solchen des alten Bürgerhauses (geschweifte Barockgiebel über den vorstehenden Seitenbauten) verbindet. Ausgedrückt wird zweierlei: Stolz der Innungen auf ihre bis ins Mittelalter zurückgehende Tradition und demonstratives „Gleichziehen“ mit der neuen politischen Kraft der Gewerkschaften, die sich 1906 am Besenbinderhof ein großes Gebäude errichten ließen. Ein zweiter, unauffälliger Eingang ins Tiefparterre im rechten Seitenbau verweist auf die Doppelfunktion des Gebäudes, in dem Arbeitgeber und Arbeitssuchende verkehrten, ohne sich jedoch zu begegnen. Die Furcht der Innungsvertreter vor Belästigungen durch streikende und arbeitslose Arbeiter war das Motiv gewesen, den Arbeitsnachweis im Innern als abgetrennten Bau mit eigener Erschließung zu planen.

Das auf dieser Gebäudeseite angeordnete zweite Treppenhaus mit Arkadenumgängen und Oberlicht ist nicht der prächtigste, aber der bei weitem gelungenste Raum in diesem Bau, der seinen Architekten noch Jahrzehnte danach ins Schwärmen brachte („Zauberkasten der verschiedensten Säle und Bürokomplexe“, Schumacher: Stufen, S. 303). Schumacher bekannte später allerdings seine politische Naivität gegenüber den Innungsmeistern. Dass dieser Bau „in Wahrheit eine Trutzburg gegen die Gewerkschaften bedeutete, war mir gar nicht in den Sinn gekommen“ (Schumacher: Selbstgespräche, S.86).

Die meisten Details der Innenausstattung wie zum Beispiel Uhren, Lampen, Türgitter, Türgriffe, Heizungsverkleidungen entwarf Schumacher. Auch Möbel wie Schreibtische, ein Konferenztisch, Garderoben wurden nach Schumachers Angaben angefertigt. Die farbige Innenausmalung einiger Räume bestimmte Otto Fischer-Trachau. Von Arthur Storch stammte die Brunnenfigur der Halle, ein keramischer Wandbrunnen mit drei Katzen im Treppenhaus von Alphons Ely.

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Veddel

Mit der Kleinwohnungssiedlung wurden direkt an der südlichen Freihafengrenze dringend benötigte Arbeiterwohnungen geschaffen, die durch die Sanierung der Hamburger Innenstadt in großer Zahl verloren gegangen waren. Veddel war die erste Großsiedlung, bei der das "modellmäßige Bauen", wie Schumacher es nannte, erprobt wurde, ein Planungsinstrument, das in Hamburg bei allen weiteren größeren Wohnprojekten Einsatz fand.

Bereits im Modell wurde die Wohnsiedlung sehr detailliert durchgearbeitet: Die Blockformen, Hausgrundrisse, der zentrale

Platz mit Volksschule und Kirche und die Grünanlagen waren genau vorgegeben. Darüber hinaus wurden hier Klinker für die Außenwände und, zum ersten Mal in Hamburg, das Flachdach vorgeschrieben. Den Architekten, die sich durch diese engen Vorgaben eingeschränkt fühlten, entgegnete Schumacher: "… die Gefahr einer starren behördlichen Diktatur (wird) dadurch vermieden, dass nur das rhythmische Spiel der großen Massenverhältnisse … festgelegt wird." (Schumacher: Reform halbentwickelter Bebauungspläne)

Schumacher verfolgte mit dem modellmäßigen Bauen das Ziel, ganzen Hamburger Stadtteilen »durch einheitliche Architektur … einen einheitlichen Charakter zu geben«. Er wollte "die ungleichen Absichten zahlreicher Privatarchitekten nach Möglichkeit zu einer guten Gesamtwirkung zusammenbinden" (Schumacher: Hamburgs Wohnungspolitik). Im ersten Bauabschnitt wurden 687 Wohnungen gebaut. Der zweite Bauabschnitt hatte ein ähnlich umfangreiches Bauvolumen.

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Jarrestadt

Anfang 1926 begann die Städtebauabteilung unter Schumacher mit den Planungen für eine neue Wohnstadt südlich des Hamburger Stadtparks. Das Gesamtvorhaben umfasste zehn Blöcke mit insgesamt 1800 Wohnungen. Die Bedeutung, die man diesem Bauvorhaben aufgrund seiner Größe und der mit ihm verbundenen wohnungspolitischen und städtebaulichen Zielsetzungen beimaß, wurde in der Zusammensetzung des Preisgerichts für den im Mai 1926 unter Hamburger Architekten ausgeschriebenen Wettbewerb deutlich. Neben Fritz Schumacher wurden Paul Mebes, Bruno Taut, Martin Wagner und Ludwig Mies van der Rohe dazu eingeladen.

Die Wettbewerbsbedingungen sahen vier-, fünf- und auch sechsgeschossige Bauweise vor – gegenüber dem gesetzlichen Bebauungsplan eine Heraufsetzung um bis zu drei Geschossen. 

Durch die Wettbewerbsbedingungen und die „modellmäßige“ Planung der Bebauung waren die städtebaulichen Lösungen des Wettbewerbs in ihren Grundsätzen von Schumacher genau vorgegeben. Der Spielraum für die Architekten beschränkte sich auf die architektonische Gestaltung der einzelnen Baublöcke. Die zehn ersten Preisträger, darunter Karl Schneider, Hirsch & Deimling und Paul A. R. Frank auf den ersten Plätzen, erhielten auch den Auftrag für die Ausführungsplanungen. Die Siedlung ist zum großen Teil erhalten.

Schon in der Entstehungszeit galt die Jarrestadt als Vorbild für den sozialen Wohnungsbau in Deutschland.

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Dulsberg

Die Aufstellung rechtskräftiger Bebauungspläne befand sich zu Beginn von Schumachers Amtszeit noch in der Zuständigkeit des Ingenieurwesens. So blieb Schumacher, der zuvor in Dresden mitgeholfen hatte, das erste städtebauliche Seminar an einer deutschen Hochschule einzurichten, der wichtigste Hebel der städtebaulichen Praxis vorerst versperrt. Manche Projekte der ersten Jahre benutzte er, um sich schrittweise Kompetenzen zu erstreiten (Stadtpark, Alsterkanalisierung). Im Jahre 1914 setzte Schumacher die Schaffung einer Abteilung für Städtebau durch, die dem Hochbauwesen angegliedert wurde. Im Jahr 1917 folgte seine Schrift über „Die Kleinwohnung“, Studien zur

Wohnungsfrage, eine wirkungsvolle Kampfschrift gegen die noch gültige Praxis der „Mietskaserne“ und gegen eine Planung, die reformierte Bauformen verhinderte.

Die alleinige Kompetenz für die Bebauungsplanung wurde ihm aber erst 1923 bei der Rückkehr aus Köln zugestanden, als man alle Aufgaben in der vergrößerten Abteilung für Städtebau und Stadterweiterung unter seiner Leitung zusammenfasste. Für Schumacher war der Bebauungsplan vor allem anderen ein Instrument zur Steuerung der notwendigen Reform des Massenwohnungsbaus.

Die alten Bebauungspläne beruhten noch auf dem Baupolizeigesetz von 1893, das bei extremer Baudichte enge Wohnhöfe und Hinterflügel – die sogenannten Schlitzbauten – zuließ. Das Straßensystem war nicht nach Verkehrs- und Wohnstraßen differenziert, Grünflächen wurden nur punktuell als Schmuckplätze eingesetzt. Im Jahre 1919 erreichte Schumacher mithilfe von Umlegungen zum ersten Mal, dass ein gültiger Plan modellhaft revidiert wurde. Es war der zuvor vom Ingenieurwesen aufgestellte Bebauungsplan für das noch kaum bebaute Dulsberg Gebiet im südwestlichen Barmbek.

Das Rückgrat seines Gegenentwurfes ist ein 50 Meter breiter, über einen Kilometer langer, leicht gekrümmter Grünzug mit Spielplätzen, Planschbecken, Gärten und Sportanlagen. Damit wurden die Grünflächen, gegenüber der Vorlage, vervielfacht. Was außerdem erreicht wurde, war die Herabzonung von fünf auf drei Geschosse und eine quer zum Grünzug angelegte streifenförmige „durchlüftete“ Blockaufteilung mit geringen Blocktiefen. Damit wurde die Verwendung von Hinterflügel-Bauten von vornherein unmöglich gemachte. Trotz der Herabsetzung der Geschosse erreichte Schumacher mit der gleichen Wohnfläche des alten Plans auch dessen Wirtschaftlichkeit. Als Baumaterial wurde Klinker vorgeschrieben und mit der Ausführung des ersten Bauabschnitts 1919 begonnen.

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Tropeninstitut

Erforschung von Schiffs- und Tropenkrankheiten wurde 1910 ein Neubau bewilligt, der, wie Schumacher später berichtet, „nirgends in der Welt ein Vorbild hatte und inzwischen selbst eins geworden ist“ (Schumacher, Stufen, S. 300).

Das schmale und spitz zulaufende Grundstück auf dem Geestrücken über den St. Pauli-Landungsbrücken erzwang eine eigenwillige Lösung, die Schumacher in Gestalt von drei getrennten Klinkerbauten suchte: im Westen das keilförmige Tierhaus mit Ställen für Versuchstiere, am anderen Ende das Kranken- und Bettenhaus

und dazwischen das viergeschossige Haupthaus für Verwaltung, Laboratorien, Hörsäle, Museum und Bibliothek.

Das vom Hafen weithin sichtbare Haupthaus gestaltete Schumacher als Blickfang der Anlage mit seitlich aus dem Dach herauswachsendem Turm. Seine längs der Geestkante entwickelte Hauptfassade erhielt eine originelle Vertikalordnung mit rustizierten Pfeilern und Knäufen aus Fischköpfen in Höhe der Dachtraufe. Mit dieser Ordnung kontrastiert er die Zwerchgiebeln, in denen die Vertikale mit glatten Pfeilern in einem anderen Rhythmus wieder aufgenommen werden. Der Bau ist noch vorhanden, jedoch im Dachbereich durch den Ausbau eines fünften Geschosses in der Wirkung gestört.

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Museum für Hamburgische Geschichte

Erste Entwürfe für ein Museum auf der ehemaligen Bastion "Henricus” in den Wallanlagen brachte Schumacher bereits aus Dresden mit nach Hamburg. Entgegen seiner Vorliebe für regelmäßige Baukörper entwickelte Schumacher hier aus Rücksicht auf den umgebenden Park der Wallanlagen eine unregelmäßige Gruppe, die nur in Teilbereichen symmetrisch ist, wie beim Eingangs- und Verwaltungsbau am Holstenwall, der mit seinen Seitenflügeln um einen kleinen Ehrenhof Erinnerungen an barocke Vorbilder schafft.

Das in Klinkern, mit Sockeln und Ornamenten aus Werkstein ausgeführte Museum orientierte er nicht an der Straßenflucht, sondern an der Keilform der Bastion, was die ungewöhnliche Schräglage zum Wallring hin zur Folge hatte.

Überdeckt wird der Bau, wie fast alle Bauten Schumachers dieser Phase, mit einem hohen Mansarddach, das ein volles Geschoss in sich aufnimmt. Schumachers Räume sind gegenüber der bisher geübten Praxis bei Museumsbauten neutral und ohne stilistische Bezüge zu den Exponaten, obwohl er sowohl im Inneren wie im Äußeren zahlreiche Bauelemente aus abgebrochenen historischen Bauten der Stadt, sog. Spolien, eingefügt hat – so auch das Renaissance-Portal der 1842 beim großen Brand von Hamburg zerstörten Petrikirche. Der Bau ist unverändert, lediglich der Skulpturenhof hinter der Treppenrundung wurde 1989 mit einer transparenten Gitterschale nach einem Entwurf des Architekten Volkwin Marg überdacht.

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Finanzamt Gänsemarkt

Der mit bräunlichen Klinkern verkleidete Bau erhielt eine regelmäßige Pfeilergliederung, deren Vertikalismus in der oberen Zone von drei zurückspringenden Geschossen ausgeglichen wird. Die abschließende Wirkung wird durch die oben angeordneten Bogenfenster noch verstärkt. An der stumpfen Ecke zwischen Gänsemarkt und Valentinskamp – sie bildet den Fluchtpunkt der Dammtorstraße – ist eine Rundung gelenkartig eingeschoben, die in Höhe der Staffelgeschosse als flacher Rundturm endet.

Schumacher beauftragte Richard Kuöhl mit der gesamten Ausstattung des Baus. Im Innern entstand in Zusammenarbeit mit

Villeroy und Boch die berühmte Wartehalle in Majolika. Die langgestreckte, hohe Halle mit der gewölbten Kassettendecke und den frei stehenden Stützen besitzt über dem Durchgang eine kleine Empore. An der apsisartigen Abschlusswand befindet sich ein Wandbrunnen mit einer Krugträgerin auf einem Froschkopf. In Gemeinschaftsarbeit von Krug und Wessely entstand die bunte Klinkerkeramik an den Fassaden mit symbolischen Motiven wie dem Hamburger Wappen, Koggen und Wikingerschiffen. Die nach langer Planung 1918 begonnenen Bauarbeiten wurden in der Inflation wegen Geldmangels eingestellt und erst 1925 wieder aufgenommen.

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Gelehrtenschule des Johanneums

Für die ursprünglich aus dem Kloster St. Johannis hervorgegangene Traditionsschule entwarf Schumacher einen Neubau, der Erinnerungen an ihr früheres Domizil aus dem frühen 19. Jahrhundert weckte. Der von Wimmel und Forsmann entworfene Putzbau des alten Johanneums am Speersort war eine Dreiflügelanlage mit von Arkaden abgeschlossenem Hof.

Der zweigeschossige Backsteinbau wiederholte dieselbe Anordnung am Stadtrand in einer anderen Architektur, wofür Schumacher nicht nur funktionale Gründe vorbrachte:

Die Schulklassen sollten gegen Lärm von der Straße und Hochbahn abgeschirmt sein, aber es schien ihm zugleich wichtig, „etwas von dem Klostergeist ahnen zu lassen, aus dem diese historische Keimzelle aller Hamburger Bildungseinrichtungen hervorgegangen war“ (Schumacher: Stufen, S. 302).

Auf der Rückseite des Mittelbaus befinden sich unter einem hohen Walmdach Aula und Turnhalle übereinander, während die Klassenräume in den Seitenflügeln und zwei quergestellten Kopfbauten untergebracht sind. Eine in den First geschnittene ovale Plattform über dem Mittelbau war als Anregung für astronomische Beobachtungen gedacht. Eine charakteristische Raumschöpfung Schumachers gibt es im Mittelbau hinter dem halbrunden Ausbau mit den fünf hohen Fenstern über dem Haupteingang. Durch die geschickte Verbindung von zwei einander gegenüberliegenden feuerpolizeilich notwendigen Treppen mit den quer liegenden Korridoren ist im Obergeschoss eine eindrucksvolle Halle entstanden.

Die Pfeiler und Brüstungen sind aus unverhülltem, steinmetzmäßig behandeltem Beton. Der künstlerisch reich ausgestattete Bau besitzt unter anderem in der Treppenhalle farbige Glasfenster von Otto Fischer-Trachau und einen mit Werksteinreliefs verzierten Erker am Direktorenzimmer. Im Turnhof erinnert der Basedow-Brunnen an den Pädagogen und Philanthropen Bernhard Basedow (1724 – 1790), der im 18. Jahrhundert Schüler der Anstalt war. Der bronzene Sieger im Hof stammt von Richard Kuöhl.

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Volksschule Wendenstraße

Die Doppelschule des neuen Typs (vgl. Volksschule Adlerstraße 1928-29) erhielt ihren Platz in einem proletarischen Wohn- und Industrieviertel des ausgehenden 19. Jahrhunderts, inmitten „architektonisch verwahrloster Gegend“ (Schumacher: Schultypus, S. 627), auf die ein Bau wie dieser erzieherisch einwirken sollte, als „Kulturpionier“ und „Stimmgabel“ (Schumacher: Selbstgespräche, S. 108), nicht zuletzt durch die beispielhafte, in diesem Fall dem Neuen Bauen deutlich angenäherte Architektur.

Um eine breite Baulücke auszufüllen, werden die bei anderen Schulen im Winkel angeordneten Bauteile hier an der Bauflucht aufgereiht. So steht der langgezogene Klassentrakt neben dem niedrigen Turnhallenflügel, auf den eine Aula mit Bühne und Kinoeinrichtung aufgesetzt worden ist, um im schlecht versorgten Hammerbrook einen „Kulturmittelpunkt“ anzubieten.

Im auffälligen Kontrast zu den Klinkerflächen steht ein von Schumacher an der Stirnseite eingeschobener Turm über dem östlichen Treppenhaus; weitgehend in Glas aufgelöst, dient er als eleganter Lichtfänger für die Korridore. Für die Aula malte Rolf Nesch 1929 ein Triptychon über Hafenarbeit in Hamburg. Von Hans Glissmann stammt die Figur auf dem Trinkbrunnen im Flur. Die Schule wird aktuell als Berufsschule genutzt.

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Erweiterung Justizgebäude

Das 1903 erbaute Ziviljustizgebäude bot nicht genügend Raum für die Rechtspflege der wachsenden Stadt. Der notwendige Anbau wurde nicht als Erweiterungsbau konzipiert, sondern stellt ein eigenes Gebäude dar, der mit zwei Übergängen mit dem bestehenden Haus verbunden wurde. Dem im Renaissancestil in gelbem Klinker ausgeführten Ziviljustizgebäude wurde so ein Kontrapunkt in dunklem Klinker hinzugefügt, der zu den Wallanlagen als Polygon ausgeführt wurde. An den beiden Ecken liegen zwei Treppenhäuser. Im Innenhof liegt die als Rundbau ausgeführte Publikumshalle mit einem Lichthof, in dem ein 

inneres Treppenhaus und Flure ausgeführt sind und welches von einem blauen Keramikbrunnen von Richard Kuöhl geschmückt wird. Vor dem Eingang ist eine Bronzeplastik des Bildhauers Albert Wöbcke (1896–1980) aufgestellt.


Das Gebäude besteht aus drei Abteilungen: Amtsgericht, Landgericht und Grundbuchamt. Im Landgerichtsabschnitt liegen die Diensträume des Präsidenten, die Arbeitsräume des Präsidialbetriebes, 16 Räume für die Kammervorsitzenden und acht Sitzungssäle; im Amtsgerichtsbereich liegen weitere fünf Sitzungssäle. 


Die Planungen begannen bereits 1912, der eigentliche Bau, den Schumacher als ein Sorgenkind bezeichnet, wird 1927 wieder aufgenommen und 1930 fertiggestellt.

Text: Wikipedia, Foto: Adolf u. Carl Dransfeld

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Der Beitrag wurde in Kooperation mit der Fritz-Schumacher-Gesellschaft erstellt, die Texte wurden von dieser, wenn nicht anders vermerkt, zur Verfügung gestellt. 

Die Fritz-Schumacher-Gesellschaft veranstaltet in den Juni und Juli 2023 die Reihe "Forderungen der Zeit | Bildung". Nähere Infos zu den Vorträge finden Sie hier.

Eine Übersicht mit den Standorte der hier vorgestellten Bauten finden Sie unter folgenden Link: Zur Onlinekarte

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